Mahatma Gandhi - Gedenkbriefmarke von 1969
Gandhi wurde 1869 geboren. 1969 war er sehr populär in Europa, denn er
galt als Pazifist.
Aber für die europäische Jugend war er auch ein bisschen aus der Zeit gefallen. Es lebte in einem Ashram (einer grossen
Wohngemeinschaft), kleidete sich in weisses Tuch wie ein Armer und betätigte andauernd das Spinnrad, um den Menschen zu zeigen, dass die einfachen Tätigkeiten wichtig sind.
Er hatte ein schillerndes Leben,
seine Protesthaltung entwickelt er als Rechtsanwalt in Südafrika. Er war klug und hochgebildet, damals lebten viele Inder in Südafrika.
Gandhi hatte ein waches Auge für soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit, ihn
berührte die südafrikanische Apartheid ebenso wie das brutale indische Kastensystem.
Gandhi ist eine Ikone der indischen Unabhängigkeitsbewegung, die Indien 1947 zur Befreiung von der Herrschaft Grossbritanniens führte.
Die lange Kolonialzeit hatte Spuren hinterlassen. Die Tiger waren fast vollständig ausgerottet und die Führungsschicht des Landes hatte britischen kulturellen Einfluss angenommen.
Indien wurde Demokratie und errichtete unter Gandhis Mitstreiter Nehru ein an Europa angelehntes Staatssystem. Das entsprach nicht mehr der Lehre Gandhis von Bescheidenheit, Festhalten an der Wahrheit und Gewaltlosigkeit.
Gandhi wird immer noch als Vater der Nation verehrt. Sein gebräuchlicher Vorname Mahatma ist ein Ehrenname, von einem indischen Philosophen verliehen. Das Zeichen auf der indischen Flagge ist keine Chrysantheme, sondern ein Spinnrad, im Gedenken an Gandhi und seine Bereitschaft, selbst niedrige Arbeiten zu verrichten.
Gerne hätte er die brutale Einteilung des indischen Kastensystems abgeschafft. Formaljuristisch ist dies geschehen, aber in der Realität existiert die Degradierung unterer Kasten weiter. Nach dieser Kastenlehre wird jeder in eine obere oder untere Bevölkerungsschicht schicksalhaft hineingeboren und hat für immer die der Kaste zugeordnete Tätigkeit auszuführen. Die Dalit, die unterste Kaste hat in diesem System für immer den Dreck und Kot der anderen wegzuputzen.
Gandhi wurde 1948 von einem politischen Fanatiker erschossen.
Indien ist ein schwieriges Land geblieben. Es ist das bevölkerungsreichste Land der Erde. Die meisten Bewohner gehören dem Hinduglauben an, es gibt auch mehrere hundert Millionen Muslime dort (obwohl die mehrheitlich muslimischen Länder Pakistan und Bangladesch vor langem abgespalten wurden).
Der heutige Staatspräsident ist ein Hindu. Die Hindu verehren viele Gottheiten, Shiva, Kali, Hanuman und unendlich viele andere Götter. Ihre Tempelbauten zeigen oft ein flirrendes Gewusel von Gottheiten, auch mit schönen nackten Frauen beim Sex. Die Yoga-Lehre der Inder hat im Westen bereits viele Anhänger gefunden.
Indien ist ein wichtiger Partner im Block der BRICS-Staaten. Dieser neue Machtblock wird sich aus der amerikanisch-europäischen Dominanz lösen. Diese Staaten-Allianz wird nicht mehr durch eine gemeinsame kulturelle Wurzel geprägt, sie muss ihre Interessen partnerschaftlich ausgleichen und allen Mitgliedern die eigene kulturelle Freiheit gewähren ohne sie programmatisch auf eine bestimmte gesellschaftliche, politische oder religiöse Ordnung zu verpflichten.
Mahatma Gandhi - Ein Mensch, der alleine mit seiner sanften Bewegung, sich von Raum und Zeit ablösen konnte.
Oktober 2023